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Paar Pinguine

BABY, LASS UNS REDEN...

Sich gut verstehen, gut miteinander reden können - das wünschen sich viele Paare, die zu mir kommen.

Warum ist das so schwer?

Sie sprechen dieselbe Sprache und verstehen sich doch nicht, kann das überhaupt sein? Obwohl beide nur das Beste wollen, endet das Gespräch im Streit.

RAHMENBEDINGUNGEN EINES GESPRÄCHS

Der Zeitpunkt muss gut gewählt sein. Will der Andere gerade etwas Anderes machen, hat keine Zeit, ist müde oder einfach nur schlecht gelaunt, kann das Gespräch nicht gelingen. Auch der Ort spielt eine Rolle. Sicher möchte niemand über intime Dinge sprechen, wenn Bekannte in Hörweite sitzen, wie beispielsweise in einem Cafe.

Manchmal kann es aber auch gut sein, wenn man zum Beispiel mit großer Wut rechnet, in der Öffentlichkeit zu bleiben, weil es eine größere Hemmung zur Eskalation gibt. Einer ernsten Aussprache ist eben so wenig dauernde Störung, zu Hause durch kleine Kinder oder bei einem Spaziergang durch Bekannte, die man immer wieder trifft, förderlich.

Woher soll man dass alles wissen? Und wann ist es schon so optimal? 
Ein Thema steht plötzlich im Raum und kann nicht warten.

DARF DAS GESPRÄCH VERTAGT WERDEN?

Die Beteiligten können sich durchaus darauf einigen. Es gilt jedoch ein paar Regeln zu beachten.

  1. Das Thema muss klar benannt sein – ohne Kampfansage 
    Also nicht: „Das war ja gestern wieder unmöglich, was deine Mutter da gebracht hat, aber das ist ja typisch für deine Familie.“ sondern:“Ich möchte gern in Ruhe mit dir darüber reden, wie wir in Zukunft damit besser umgehen können, wenn deine Mutter unsere Kinder erziehen will.“

  2. Einverständnis einholen 
    „Hast Du jetzt Zeit?“

  3. Absage ohne die Würde des Anderen zu verletzen 
    „Ich sehe das ist dir wichtig, aber jetzt ist es gerade ungünstig, wir sprechen später“

  4. Dies war ein Versprechen und muß unbedingt unaufgefordert eingehalten werden. 
    „Jetzt habe ich Zeit, Du wolltest doch mit mir reden“

Die größten Missverständnisse gibt es jedoch über den Inhalt bzw. das Ziel eines Gespräches.

WAS WILLST DU EIGENTLICH VON MIR?

BEISPIEL

Anna: „Ich hatte einen furchtbaren Tag heute bei meiner Arbeit. Meine Chefin redet mir in alles rein. Das macht mich nervös und dann ist mir auch noch ein Fehler bei der Abrechnung passiert.“

Peter: „Also Du musst da ganz anders auftreten. Setzt dich einfach mal durch und sag Ihr, dass Du das schon alleine weisst. Aber Du bist halt immer so unsicher.“

Anna: „Ja, dir kann so was natürlich nicht passieren. Du bist ja Mr. Perfect. Was erzähl ich dir das überhaupt. Du verstehst mich eh nicht, und das brauche ich nach so einem Tag garantiert nicht.“

Peter: „Also wenn dich meine Meinung nicht interessiert, warum erzählst Du es mir dann überhaupt – es ist immer das Gleiche!“

Was ist hier los?

Anna möchte ihren Kummer erzählen. Sie will, dass Peter ihr zuhört und sie versteht. 
Peter empfindet Mitgefühl und möchte Anna beraten, damit es ihr in Zukunft besser geht. Er kann ihr Unglück schwer aushalten und fühlt sich daher im Beraten wohler, weil er sich dabei nicht hilflos fühlt. Ihre Reaktion kränkt ihn, weil er sich in seinen guten Motiven nicht gewürdigt fühlt.

BEISPIEL

Lena ruft ihre Freundin nachts um 3 Uhr an: „Evi ich habe eine Panne. Ich steh hier auf einer einsamen Landstrasse und es regnet. Ich weiß auch nicht wie weit es bis zum nächsten Ort oder Tankstelle ist.“ 
Evi: „Ich versteh Dich, das ist bestimmt eine schreckliche Situation. Halte mich auf dem Laufenden wie es weiterging.“

-Das Ende einer wunderbaren Freundschaft!-

Was ist hier los?

Lena wollte weder Beratung, noch Verständnis, sondern umgehende tätige Hilfe.

SPRECHGEWOHNHEITEN

Es gibt die Sortierer, Menschen die eigentlich nicht sprechen, sondern laut nachdenken. Dabei dienen Ihnen die Einwände des Partners als Orientierungshilfen in ihrem zuweilen unübersichtlichen Argumentationswald.

Ich überlege ans Meer zu fahren 
Um diese Jahreszeit? 
Vielleicht eher in die Berge 
Fährst Du denn Ski? 
Das scheint mir doch gefährlich, was meinst Du? 
Ich liebe den Schnee 
Gut, ich will ans Meer 
Du weisst doch überhaupt nicht, was Du willst!

 

Das stimmt aber nur für den Anfang des Gesprächs. Der Sortierer bildet sich redend seine Meinung.

 

Im Gegensatz dazu spricht der Verkünder. Er hat alles lange für sich überlegt und präsentiert nun das Ergebnis.

Wir müssen unbedingt über die Küche sprechen. Ich finde sie muß renoviert werden. Wir sollten gleich morgen die Firma Meier anrufen.

Da das Thema für den Anderen völlig neu ist, hat er sich keinerlei Gedanken dazu gemacht. Er ist überrascht und kann erstmal nicht viel dazusagen. 
Der Andere missversteht das als Zustimmung und beginnt zu handeln. Wenn er bemerkt, dass der aus seiner Sicht Einverstandene nicht richtig mitzieht, wird er sauer.

Ich muss mich um alles alleine kümmern, wir wollten das doch Beide. 
Oh, sagt der Andere, wollten wir das? 


Sie können sich vorstellen wie das weitergeht.

Sand ins Getriebe kommt oft auch durch die klassischen MANIPULATIONSWERKZEUGE, die da wären:

  • das ist ja wieder typisch

  • das macht man einfach nicht

  • Du verstehst mich nicht

  • Du machst immer/ Du machst nie

  • das ist genau wie vor 19 Jahren als Du an Weihnachten gesagt hast, dass....

  • klar auf mich wird wieder keine Rücksicht genommen

  • Ironie 
    z.B. Klar freue ich mich, wenn ich schon wieder alleine zu unseren Freunden kann, weil Dir Fußball wichtiger ist..

 

Diese kleine Führung durch einige Aspekte des Gesprächs erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es soll sie dazu anregen, sich Ihre Beobachtungen mitzuteilen.

Ich hoffe, Sie fanden Anregung, um sich auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Herzlichst Ihre Andrea Krüger

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