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Frau mit Putzzeug

HAUSHALT

DAS BISSCHEN HAUSHALT...

Bei Paaren entsteht durch den gemeinsamen Haushalt oft eine problematische Situation.

Silke und Erik, beide berufstätigtig, keine Kinder, einigen sich darauf , die Hausarbeit zu teilen. Samstags gehen sie in der Stadt frühstücken und anschließend einkaufen. Danach erledigen sie zu Hause den Hausputz.

Silke ist sehr ordentlich und es ist ihr wichtig, dass nichts herumliegt. Erik ist da wesentlich lockerer. Er wartet, bis ein gewisser Notstand eintritt, und schreitet dann beherzt zur Tat. Also wenn nichts Passendes mehr zum Anziehen da ist, wirft er die Waschmaschine an. Silke möchte verhindern, dass so ein Zustand überhaupt entsteht. Sie will den guten Zustand erhalten, er will den schlechten Zustand beseitigen.

Daraus ergibt sich automatisch, dass Silke mehr arbeitet. Ihre Motivation greift früher. Das Paar hat eine gute Lösung gefunden, indem es eine Regel, samstags wird geputzt, einführt. Aber was bedeutet das werktags. Müssen die Chipstüte und das benutzte Glas da im Wohnzimmer bleiben bis Samstag, oder wird es einfach von der Person, die mehr genervt davon ist, weggeräumt? Ist das gerecht?

Paare haben verschiedene Modelle, um eine gerechte Lösung zu finden z.B.

INNEN-/AUSSENMINISTER

Sie macht alles im Haus ( einkaufen , kochen, putzen, Wäsche), er macht alles außen d.h. Garten Reparaturen, Renovierung, Autos in Ordnung halten, Papiere, Recherchen für Anschaffungen. Manche Paare kommen damit gut zurecht, weil es eine sehr klare Abgrenzung der Zuständigkeiten ist. Dieses System schwächelt allerdings, wenn einer ausfält und Arbeiten des Anderen übernommen werden müssten.

JEDER MACHT, WAS NÖTIG IST

Bei diesem System überfordern sich besonders junge bzw. neue Paare. Hier kommt es bald zu Diskussionen, was normal wäre. Immer wieder höre ich den Vorwurf, der Andere würde einfach nicht sehen , was zu tun wäre. Bestimmt gibt es auch Paare, wo das funktioniert. Diese Paare müssen aber fast identische Ansichten in diesen Fragen haben, und das ist naturgemäß eher selten.

CHEF UND SKLAVE

Einer weiß genau, was richtig ist. Er übernimmt das Zepter und fordert Hilfe ein. Für viele Paare entsteht dadurch ein Rückfall in die Mutter- Jugendlicher- Situation. Es finden sich Verhaltensweisen wie ich hab's halt vergessen... ich mach's späer... ich hätt's ja gemacht... bis zu beleidigt sein , gekränkt sein, Liebesentzug etc.

WIE KANN MAN ES BESSER MACHEN?

Zunähst muss über Standarts gesprochen werden. Wie will ich es haben, was bin ich gewohnt, was halte ich für normal?

Wenn das Gespräch darüber beginnt, gibt es oft Überraschungen. Ist es normal im Laufe einer Woche vier Jacken auf vier verschiedene Stuhllehnen im Wohnzimmer zu hängen? Ist es normal die Toilettenbrille nach jeder Benutzung mit einem antibakteriellen Schwamm abzuwischen? Ist es normal, dass T-Shirts auf ein Normmaß, wie bei der Bundeswehr zusammengelegt werden müssen? Ist es normal, dass der Neufundländer mit im Bett schlafen darf? Die einen sagen so, die Anderen sagen so..... Fragen über Fragen, die letztlich nur von dem Paar selbst beantwortet werden können. Was aber wenn die Fragen unterschiedlich beantwortet werden?

Hier beginnt die eigentliche Beziehungsarbeit. Zunächst wird erstmal gesucht, auf was man sich einigen kann. Dann muss für den Rest eine Lösung gefunden werden. Wenn ich für meinen Wunsch gar kein Verständnis finde, muss ich selbst dafür sorgen. Findet mein Partner es übertrieben die Fenster alle vier Wochen zu putzen, muss ich sie in drei Monaten 2x und er 1x putzen, oder ich muss mit alle drei Monate zufrieden sein.

Vielleicht sagt er aber auch, ich finde es total übertrieben aber ich mach es Dir zuliebe. Vielleicht werde ich es aber manchmal vergessen, weil es mir nicht so wichtig ist. Du darfst mich aber gerne erinnern. Das wäre eine echte Liebesgabe, und würde dadurch, dass er es ungern macht oder mal vergisst, in keiner Weise geschmälert. Im Gegenteil.

Vielleicht ist die Lösung auch: Wenn es Dir so wichtig ist, jeden Samstag das Auto zu putzen, werde ich Dir nicht helfen, weil ich es für unnötig halte. Aber ich koche dann obwohl ich nicht dran bin. Wichtig ist aber, dass ausgesprochen ist , wo man im Konsens handelt und wo nicht.

Denn da wo Beide das Gleiche wollen, müssen auch Beide dafür sorgen. Da wo jeder etwas anderes will, muss verhandelt werden. Das Ergebnis muss dann Gütigkeit haben. Einfacher gesagt: Was man verspricht , muss man auch halten.

Es ist legitim vorher zu sagen, das will ich nicht machen und mit diesem Standpunkt in die Verhandlung einzutreten. Es ist auch legitim später zu sagen, ich habe es jetzt zwar gemacht, weil ich es versprochen hatte, aber es ist mir zu viel, wir müssen eine neue Löung finden. Aber es ist nicht in Ordnung, etwas, was man versprochen hatte, einfach nicht zu tun. Hat man es vergessen ist eine Entschuldigung und Wiedergutmachung nötig. Eines der wichtigsten Dinge in einer Beziehung ist, dass man sich auf den Anderen verlassen kann.

HELFER ODER VERANTWORTLICHER?

Auf diese Weise entstehen für Aufgaben klare Verantwortliche. Daneben ist es natürlich jederzeit möglich, meinen Partner bei einer Arbeit, für die ich verantwortlich bin, um Hilfe zu bitten. Diese Hilfe ist jedoch freiwillig und kann mit ja oder nein beantwortet werden. Bekomme ich immer ein Nein und gebe immer ein Ja, stimmt etwas in der Beziehung nicht.

Hier kommen wir auch zu der wichtigen Frage, wer ist Helfer und wer Verantwortlicher. Diese Frage hat eine hohe Bedeutung. Der Helfer muss, wenn er zugesagt hat, die Sache so und genauso machen, wie der Verantwortliche es fordert. Der Verantwortliche hingegen kann frei bestimmen, wie er seine Aufgabe erfüllt.

Wäre zum Beispiel die Frau für das Essen zuständig, wenn Besuch kommt, kann Sie ihren Mann um Hilfe bitten, Gulasch zu kochen. Das heißt, er hat sich darauf eingelassen, Gulasch zu kochen nach ihrem Rezept. Ist er zuständig, kann er Pizza bestellen oder die Oma bitten, zu kochen... es ist allein seine Verantwortung.

VERÄNDERUNGEN

Zurück zu Silke und Erik. Es hat sich ein Baby angekündigt und Silke kündigt ihre Stelle. Was bedeutet das für ihre häusliche Arbeitsteilung? Was ändert sich, wenn das Baby da ist?

Schwierig!! Warum? Bei einer beruflichen Abwesenheit ist normalerweise vorhersehbar, wie viel Zeit diese Arbeit in Anspruch nimmt. Ein Baby zu versorgen kann sehr unterschiedlich anstrengend sein. Ist die Mutter erschöpft, weil sie nachts oft gestört wird? Findet sie keinen Rhythmus, weil das Kind noch keinen Rhythmus hat? Ist das Kind weinerlich, weil es z.B. Zähne bekommt oder krank ist? Muss deshalb viel getröstet werden und blockiert das so die Abläufe im Haushalt?

Muss jetzt mehr von jedem erbracht werden, oder müssen Standarts eventuell heruntergeschraubt werden? Auch hier müssen die Antworten individuell gefunden werden. In manchen Familien springen hier die Omas ein, was nicht immer nur positive Effekte hat. Oder es gibt Geld genug, um bezahlte Hilfe zu finden.

Die Mutter muss vielleicht damit leben lernen, dass der Vater hilft aber auf seine Weise. Hier ist die größe Bremse der Satz: Keiner macht es so gut wie ich! Die Diktatur der Art und Weise baut bei den Helfenden die Motivation drastisch ab. Außerdem führt es dazu, dass durch die Kontrolle keine wirkliche Entspannung eintritt. Der Satz: Ich glaub, Du machst das gut, hat hier eine viel helfendere Wirkung.

WENN AUS EINEM PAAR EINE FAMILIE WIRD

Eine weitere Veränderung sind natürlich kleine Kinder und Jugendliche in der Beziehung. Sollen die Kinder auch helfen oder Unordnung vermeiden, sind die Eltern als Vorbild gefragt. Dies darf aber nicht dazu führen, dass der Ordentlichere den Unordentlicheren in die Reihe der Kinder zurückstuft und ihn miterzieht. Leider geschieht dies oft im besten Glauben.

Ab wann können Kinder überhaupt helfen. Ganz beliebt ist hier Kinderzimmer aufräumen und Haustiere versorgen. Beides leider völlig ungeeignet. Kleine Kinder können schwer aufräumen, weil es dafür in einem Durchschnitts- Kinderzimmer zu viele Teile gibt. Tiere versorgen hat eine hohe Verantwortung, außerdem können Haustiere schnell aus unerfindlichen Gründen sterben und die Schuldfrage ist für ein kleines Kind zu schwer.

Kleine Kinder wollen mithelfen. Sie möchten etwas Einfaches machen dürfen, wobei sie jederzeit aufhören dürfen. Ab 2 Jahren Klammern anreichen beim Wäsche aufhängen, Klammern in Empfang nehmen beim Wäsche abhängen. Schuhe nebeneinanderstellen beim Ausziehen. Draussen Blumen giessen.. bei all dem darf das Kind aufhören, wenn es keine Lust mehr hat und es wird dennoch sehr gelobt.

Kindergartenkinder Stuhl wieder an den Tisch schieben, Tisch abwischen, Socken aus dem Wäschekorb zu Paaren finden, Jacke aufhängen, Bett machen, Blumen giessen drinnen mit kleiner Kanne, etwas schnippeln unter Aufsicht beim Kochen.

Grundschulkinder Spülmaschine einräumen unter Aufsicht, Bett machen, Waschbecken auswischen, Wäsche aufhängen, Pudding kochen, einfachen Kuchen backen, kleine Einkäufe machen.

Schulkinder bis 14 Jahre eigenes Zimmer aufräumen und putzen, Helfer sein in allen Haushaltsbereichen, nach Anlernen ohne Aufsicht. Dafür gibt es nur beim ersten Mal Lob, wenn es geklappt hat. Danach Respekt in Form von Privilegien.

Junge Erwachsene arbeiten im Haushalt mit, wie WG- Mitbewohner. Status der Selbstverständlichkeit.

Dies sind nur ungefähre Angaben, die natürlich je nach Geschicklichkeit etwas abweichen können. Streit um das bißchen Haushalt eignet sich hervorragend für sogenannte Stellvertreterstreits. Das heißt man streitet um den Haushalt, in Wahrheit geht es jedoch um etwas ganz Anderes z.B.

  • Muss ich denn alles machen, werde ich geachtet?

  • Werde ich ausgenutzt?

  • Wer ist hier eigentlich der Bestimmer?

  • Liebst du mich noch oder bin ich einfach nur praktisch?

  • Lebe ich Dein Leben?

 

Ich hoffe, Sie fanden Anregung, um sich auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Herzlichst Ihre Andrea Krüger

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