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Familienurlaub

SCHWIEGERELTERN

Beim Heiraten denkt man an Zweisamkeit, Liebe und Romantik. 
Manche Paare sagen, das geht nur uns Beide an - aber es gibt noch die dritte Dimension, nämlich die Verwandtschaft.

Im Idealfall begegnen sich auf einer Hochzeit zwei Gruppen, die sich auf Anhieb sympathisch finden, wodurch das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft wird. 
Die Kinder sind nun endgültig erwachsen, brauchen also nur noch ganz selten Hilfe und Rat, und wenn dann nur auf ausdrücklichen Wunsch.

Die Eltern blicken mit Wohlgefallen auf das Paar. Sie finden, sie haben ihre Elternaufgabe gut gemacht und können sich jetzt ohne schlechtes Gewissen ihrem Lebensabend zuwenden. Später gibt es vielleicht Enkel oder auch nicht. Diesen können sie dann mit Stolz beim Aufwachsen zusehen ohne sich einzumischen. Wo es gewünscht ist, unterstützen sie die junge Familie. 
Soweit die Theorie.

Doch das Ideal wird selten erreicht.

Für die Schwiegereltern ist nun der Zeitpunkt des Loslassens gekommen. Es muss akzeptiert werden, dass die Kinder vielleicht andere Ziele verfolgen, oder Aufgaben des Lebens ganz anders in Angriff nehmen. Auch werden sie vielleicht vorübergehend oder generell unwichtiger. Das schmerzt natürlich und das Gutmeinen treibt oft seltene Blüten.

Auch die Schwiegerkinder müssen ihren Platz in der neuen Familie finden und aushalten, dass das manchmal Jahre dauern kann. 
Bei vielen gelingt das am Anfang ganz gut, bis die Enkel kommen. Dann ist oft ein Rückfall zu beobachten. 
Vorbei ist es mit aller Zurückhaltung, denn nun muss Schaden von den Nachkommen abgewendet werden. Die Großelternpaare achten darauf, dass nicht etwa ein Opa/Oma-Paar bevorzugt wird. Häufig erliegen die Beteiligten auch dem Irrtum, dass die Liebe zwischen Kindern und Eltern quasi mit der Unterschrift auch auf die Anderen übertragen wird. 
Das ist natürlich nicht so. Deshalb ist es sehr wichtig, diese neuen Beziehungen einerseits mit Respekt zu pflegen, andererseits aber auch Grenzen abzustecken. 
Bildet sich im Laufe der Jahre eine warmherzige Beziehung, hat man Glück und kann sich freuen.

DIE HÄUFIGSTEN FEHLER

ERZIEHUNGSVERSUCHE

Vera möchte, dass ihre Schwiegermutter Elvira nicht so fett kocht, weil dass ungesund ist. Diskret schenkt sie ihr Bücher zum Thema und referiert über ihre Erfahrungen mit fettarmer Kost. Ergebnis: Elvira fühlt sich in ihrer Hausfrauenehre gekränkt. Außerdem hat sie Mitleid mit ihrem Sohn Rudi, der immer so mageres Zeug essen muss. Sie kocht ihm immer sein Lieblingsessen Eisbein mit Knödel. Auf dem Heimweg schimpft Vera bei ihrem Mann über dessen Mutter. Er sagt sie meine es doch nur gut. Vera ist verstimmt, weil Rudi ihr nicht recht gibt und zur Mutter hält. Die Abneigung der Frauen wächst stetig.

EINMISCHUNGEN

Ilsa findet es gar nicht gut, dass ihre Schwiegertochter Petra nach einem Jahr immer noch keine Vorhänge in der Wohnung hat. Sie hat schon öfter etwas gesagt, aber Petra ist auf dem Ohr taub. Jetzt hat sie Stoff gekauft und selbst Vorhänge genäht. Als die Beiden im Urlaub sind und sie Blumen gießen soll, hängt sie die Vorhänge auf und wartet auf die überraschten Gesichter. Ihr Sohn lächelt unsicher und Petra scheint total wütend zu sein. Sie verlangt den Haustürschlüssel zurück und wirkt sehr frostig. Ilsa findet das Benehmen der Beiden sehr unhöflich. Überhaupt war ihr Sohn, bevor er Petra kennengelernt hat, viel freundlicher.

MISSACHTUNG DER ELTERNKOMPETENZ

Judith und Steven wollen, dass ihre Kinder weder Fernsehen, noch Süßigkeiten essen. Jedes mal, wenn Marie und Hanna bei Oma und Opa sind, bekommen sie Süßigkeiten und dürfen Fernsehen. Auf Klagen der Eltern sagen sie, dass habe noch keinem Kind geschadet. Sie verpflichten die Enkel zu Stillschweigen, ...sagt Mama und Papa nichts, sonst bekommen wir Ärger.

EHRVERLETZUNG DER ANDEREN FAMILIE

Uli sagt auf der Heimfahrt, Deine Mutter war wieder mal unmöglich. Es ist jedes mal dasselbe mit ihr. Sei kann sich einfach nicht benehmen. Und Dein Vater trinkt zu viel. Rosi denkt das eigentlich auch, aber sie will es bestimmt nicht von jemandem anderen hören. Gekränkt beginnt sie ihre Eltern zu verteidigen. Der Streit schließt sich wie so oft an den Besuch von Rosi's Eltern an.

FALSCHE FAMILIENHIERARCHIE

Ernst: Meine Mutter will, dass wir mit Ihnen in Urlaub gehen. Ich hab schon ja gesagt. Susanne ist verärgert. Sie hat dass Gefühl, dass sie mit Ernst in dessen Kinderzimmer wohnt. Wenn die Mutter etwas will, springt er. So hat sie sich das nicht vorgestellt. Wir sind doch jetzt Deine Familie sagt sie zu ihm. Er versteht sie nicht.

ABGRENZUNG DURCH IGNORIEREN

Die Eltern von Mark erwarten, dass die junge Familie jeden Sonntag zum Essen kommt. Es wäre für die junge Mutter eine Entlastung, außerdem könnte man die Enkel regelmäßig sehen und Marks Mutter macht es Spass für viele zu kochen. 
Beate hat jung geheiratet und ist zu ihrem Mann Uwe in sein Elternhaus gezogen. Sie haben die gemeinsame Landwirtschaft betrieben und Beate musste sich natürlich anpassen, da sie ja die Neue war. Sie will sich nicht einmischen, sicher ein paar gute Ratschläge locker ins sonntägliche Tischgespräch eingestreut... 
Die jungen Leute haben jeden Sonntag etwas Anderes. Es riecht nach Ausreden. Das kann nur an Sarah liegen, denn Beate hatte mit ihrem Sohn immer das beste Verhältnis. Allmählich bemerkt Beate immer mehr Negatives an Sarah. Die passt sich nicht an und zerstört so die Harmonie. 
Mark fühlt sich zwischen allen Stühlen. Er will seiner Mutter keine direkte Absage geben, und glaubt durch sein Verhalten die Situation diplomatisch zu handhaben.

INDISKRETION

Probleme des Paares sollen beim Paar bleiben. Wird davon den Eltern erzählt, bilden sich automatisch, ob man es will oder nicht Koalitionen. Für den, über den geredet wurde, ist die Wiederbegegnung mit den Schwiegereltern nun Scham besetzt. Die Beziehung verkompliziert sich.

PATCHWORK

Haben die Schwiegereltern über Jahre eine positive Beziehung zu Schwiegersohn/tochter aufgebaut, ist es für den neuen Partner sehr schwierig einen guten Platz zu finden. Die Sympathie zur 1. Frau/Mann wird oft als Ablehnung mißgedeutet. Die alte Beziehung ist eine kräftige Pflanze und die neue ein schwacher Setzling. Kann dieser Unterschied je ausgeglichen werden?

Vielleicht nicht! Die Eltern müssen den neuen Partner respektvoll behandeln. Aus Achtung vor dem Kind. Den neuen Partner zu lieben ist nicht einforderbar. 
Was heißt das? Der alte Partner, darf nicht als leuchtendes Beispiel angeführt werden. Dem Kind darf kein Bedauern oder Befremden gezeigt werden über seine Wahl. Dies sind private Ansichten, die ungefragt nicht geäußert werden sollen. 
Auch die Eltern können neue Partner wählen, was die Kinder in Loyalitätskonflikte führen kann. Auch hier gilt dasselbe wie oben 
Die Familie ist eine Gruppe, die ihre eigenen Gesetze hat. Immer, wenn ein neues Mitglied dazu kommt, gibt es Unruhe und alle müssen wieder ihre neuen Plätze finden. 
Je unsicherer diese Plätze sind, je mehr Konflikte gibt es. 
Spürt der Partner nicht, wir gehören jetzt zusammen, empfindet er die alte Familie als Bedrohung und verhält sich auch so. 
Genauso kommt es zu Übergriffen der alten Familie, wenn sie nicht den neuen sicheren Platz angewiesen bekommt. 
Wird ein neues Kind geboren, würde man nicht zu dem Geschwisterchen sagen: „ Wir haben jetzt ein neues Kind , du bist jetzt abgemeldet und musst jetzt immer helfen und Rücksicht nehmen.“ Man würde sagen:“ Schau das ist jetzt Deine Schwester. Wir kümmern uns jetzt auch um sie, aber dich lieben wir immer noch genauso.“

Was würde das bedeuten, wenn eine Schwiegertochter oder ein Schwiegersohn hinzu kommt. Das Kind muss zeigen, ihr seid mir immer noch wichtig, aber ich habe jetzt eine eigene Familie. Die Konflikte, die hier auftreten sind häufig nicht vollständig vollzogene Ablösungsprozesse. Vielleicht war die Beziehung enger, weil es eine Ein-Eltern-Situation war. Oder die Eltern sind sehr verbunden, weil es mit diesem Kind viele Schwierigkeiten und Sorgen gab. Oder die Eltern möchten etwas, was sie falsch gemacht haben, wieder gut machen.

Das sich Lösen ist ein schwieriger Prozess, der das tief Menschliche in uns anspricht und uns die Gelegenheit für Würde und Größe gibt.


Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll Sie durch verschiedene 

Perspektiven wie immer dazu anregen sich mit Ihrem Partner zu diesem Thema auszutauschen. 

Herzliche Grüße 
Andrea Krüger

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