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TRAURIGKEIT

In der Beratung gibt es oft Paare deren Beziehung durch die Depression oder ver-meintliche Depression beeinträchtigt ist. Zunächst muss geklärt werden, ob wir es hier also tatsächlich mit diesem Krankheitsbild zu tun haben.

Bei allen psychischen Erkrankungen oder Störungen ist dies nicht so einfach wie man gemeinhin denkt. Es gibt eine sehr breite Grauzone von dem, was wir zur Zeit als „normal“ definieren und einem Verhalten, das klar einem Krankheitsbild zugeordnet ist.

Was bedeutet zur Zeit? Nun im vorigen Jahrhundert galten z.B. Homosexuelle als psychisch krank und wurden behandelt. Ebenso hatte man die Einstellung, dass Jungs, die masturbieren, krank sind. So wissen, wir also nicht, wie unsere heutige Beurteilung in Zukunft gesehen wird.

Diese Beurteilung gründet sich zwar auf Forschung und Lehre, ist aber durchaus von gesellschaftlichen Entwicklungen beeinflusst.

 

Einmal auftretende Symptome sind hier nicht hilfreich.
Kommt zum Beispiel ein Mann in meine Praxis mit Angstschweiß auf der Stirn und behauptet er wird von der Mafia verfolgt, ich solle vom Fenster weggehen und auf keinen Fall die Türe öffnen, dann – ganz klarer Fall – handelt es sich um Paranoia.

Wird jedoch zwei Minuten später die Tür eingetreten und schwarz gekleidete Männer feuern mit Maschinengewehren auf uns, muss ich meine Diagnose wohl noch einmal überdenken, bevor ich sterbe.
Sie sehen man täuscht sich leicht.

Ich bitte Sie das Folgende kritisch zu betrachten:

DEFINITION *

Depressive Episode

  • Gedrückte Stimmung, manchmal auch Reizbarkeit

  • Interessenverlust oder Freudlosigkeit

  • verminderter Antrieb oder gesteigerte Ermüdbarkeit

  • tritt mindestens zwei Wochen ununterbrochen auf

Hierbei gibt es verschiedene Schweregrade. Das heißt es kann bis zu Suizidgedanken und der Unmöglichkeit das tägliche Leben zu bewältigen ( nicht mehr Aufstehen, keine Körperpflege etc.
Ferner können Wahn, Stimmenhören dazu auftreten. Man spricht von Episoden, weil es immer wieder zu solchen Zeiten kommen kann. Dazwischen lebt derjenige völlig unauffällig.


 

Anhaltende affektive Störung

Hierbei unterscheidet man:

  • Zyklothymia Phasen wie bei der leichten depressiven Episode und Phasen von gesteigertem Antrieb wechseln sich ab.

  • Dysthymia die Symptome der leichten depressiven Episode halten an. In diesem Zusammenhang spricht man von anhaltend bei einem Fortbestand von mindestens zwei Jahren.

     

Bipolare affektive Störung

Hier wechseln sich Manie und Depression ab. Unter Manie versteht man ein übersteigertes Verhalten, das aus dem gesellschaftlichen Kontext fällt. Das heißt wir haben ein euphorisches manchmal auch gereiztes Verhalten. Um darin etwas Auffälliges zu sehen, muss die Gesamt-situation gesehen werden.
 

Ein Mann, der das erste Mal Vater wird, und obwohl er sonst schüchtern ist, strahlend in ein Lokal geht, Fremde umarmt und ihnen ein Bier zahlt, verhält sich zwar euphorisch, ist aber nicht manisch.
 

Auch hier müssen wir den Zeitraum, die vorhandenen oder nicht vorhandenen Gründe betrachten.Begleitet wird dies oft von

  • gesteigerter Aktivität oder motorischer Ruhelosigkeit

  • vermehrter Ablenkbarkeit und Sprunghaftigkeit

  • Ideenflucht (Gedankenrasen)

  • gesteigerte Gesprächigkeit (Rededrang)

  • Verlust normaler sozialer Hemmungen mit unangemessenem Verhalten

  • überhöhte Selbsteinschätzung oder Größenwahn

  • vermindertes Risikobewußtsein (z.B. rücksichtsloses Fahren, überhöhte finanzielle Ausgaben)

  • gesteigerte Libido oder sexuelle Taktlosigkeit

  • vermindertes Schlafbedürfnis

 

Burn-out

Diese „Diagnose“ ist streng genommen eine Depression. Besonders die Leistungsträger fühlen sich durch eine Depression oft abgewertet. Und so hat der Begriff burn-out also ausgebrannt sein, ein anderes Persönlichkeitsbild erstehen lassen. Nämlich der Macher, der sich für seine Firma opfert und nun nicht mehr kann, am Ende ist.

Letztlich zeigt gerade das, wie unsere Gesellschaft auf depressive Menschen blickt, sonst müssten wir sie ja nicht umetikettieren.

Ein Mensch mit Depressionen kämpft gegen seine Dämonen, wie jeder von uns. Er ist mutig und besitzt starke Seelenkräfte, die manchmal eben nicht ausreichen, weil die Stimmung zu stark ist. Diese Menschen verdienen unseren absoluten Respekt.

DEPRESSION IN DER BEZIEHUNG

 

WAS ERLEBT DER PARTNER?

Der Partner eines depressiven Menschen erlebt, dass sich sein Leben, immer wenn er sein zu Hause betritt, von einem Farbfilm in einen Schwarz-Weiß-Film verwandelt. Er möchte seinen Partner glücklich machen und scheitert. Das schwächt seinen Selbstwert. Er fühlt sich schuldig für seine gute Laune und hilflos.

Bei der Manie erlebt der Partner vor allem Scham und Angst, meist existenzielle. Er hat nicht mehr gerne Besuch und geht nicht gern aus, weil meist etwas Blamierendes geschieht. Er beginnt sich zu isolieren. Die Verhaltensweisen des Manischen führen in die Berufslosigkeit, oder es gibt häufige Berufswechsel, häufige Umzüge, am Ende ein finanzielles Desaster.

WAS TUN PARTNER MEIST?

Bei Depression

Sie appellieren an den Partner, geben Ratschläge, führen Gespräche, stellen Forderungen.
Es ist so schön heute, geh doch mal raus, die frische Luft tut Dir gut Jetzt reiß dich mal zusammen, zieh Dich an, iss etwas So kann es nicht weiter gehen, such Dir halt eine andere Arbeit.

Bei Manie

Bitte rede nicht wieder so viel, wenn der Besuch kommt.
Bring das zurück, das können wir uns nicht leisten.
Bitte überhol nicht so riskant, denk an die Kinder.

All das hilft nicht und die Verzweiflung hält ihren Einzug. Der Partner hat vielleicht ein Verhalten kultiviert, dass den Missstand ausgleicht, zum Teil jedenfalls.

Je trauriger der Eine ist, je fröhlicher tritt der Andere auf, je mehr Unternehmungen schlägt er vor...er hält die Fahne hoch...doch zu welchem Preis?

Oder je ungehemmter der Eine auftritt, je mehr betreibt der Andere Schadensbegrenzung oder ist mit Vermeidung schlimmer Situationen befasst... und vergisst sich selbst.

WAS HILFT?

Zunächst muss anerkannt werden, dass der Partner in einer schwierigen Situation ist, die nur durch ihn selbst oder Hilfe von außen gelöst oder gemindert werden kann.

Der Gesunde hat in erster Linie die Pflicht gesund zu bleiben. Er kann sagen: es tut mir leid, wie es Dir geht aber ich glaube, Du wirst eine Lösung finden. Wenn es etwas gibt was ich für Dich tun kann, freue ich mich, wenn du dich an mich wendest.

Das abzuwarten ist eine harte Prüfung. Vielleicht braucht man in dieser Zeit einen Menschen, dem man sein Herz ausschütten kann, oder der das Lachen wieder ermöglicht. Das Nichteingreifen erfordert Respekt und eigene Stärke.

Natürlich kann dabei auch herauskommen, das man die Beziehung beenden muss. Wenn so etwas nicht lebbar ist, kann es durchaus legitim sein, sich zu retten.

Die einzige Ausnahme stellt hier ein befürchteter Suizid dar. Hier sollte zügig mit dem Hausarzt oder, falls vorhanden, Psychologen oder Psychotherapeuten Kontakt aufgenommen werden.

Bei einer Manie hilft außer pragmatischem Vorgehen (eigenes Konto, eigene Wohnung) sich also schützen, ein Freundeskreis, der darüber aufgeklärt ist, mit was man es da zu tun hat. Das erfordert sehr viel Mut und vielleicht werden auch einige abspringen, aber die die bleiben sind die Juwelen.

Der Kranke und der Gesunde sind in so einer Situation extrem gefordert und beansprucht. Ich möchte Sie ermutigen Hilfe in Anspruch zu nehmen, welcher Art auch immer. Hier gibt es keine Regel. Das Richtige ist das, was Ihnen hilft.

Ich hoffe, Sie fanden Anregung, um sich auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Es würde mich freuen, wenn Sie mir zu diesem Thema schreiben und anmerken, ob Ihr Beitrag veröffentlicht werden darf.

Herzlichst Ihre Andrea Krüger

* Quellen ICD-10


 

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