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Weihnachtskranz

WEIHNACHTEN

...und all überall auf den Tannenspitzen, sah ich goldene Lichtlein blitzen...
Was für ein schönes Bild: Ruhe – Frieden – Beschaulichkeit – Kontemplation - Liebe

Die Paarberatung im Dezember steht unter dem Motto „ Weihnachten steht vor der Tür“ Es tritt Stress auf, die Nerven liegen blank und Streit gehört fast schon zum Ritual. Weihnachten ist das Fest der Familie, doch wer gehört da eigentlich alles dazu?

Elmar möchte mit seiner Frau ans Meer, vielleicht die letzte Gelegenheit, bevor sie Kinder haben werden. Ihre Eltern lassen ihr natürlich die völlige Freiheit, wie sie Weihnachten verbringen will. Wenn da nur nicht diese Sätze wären: Wer weiß, wie lange wir noch leben. Wir müssen uns nun daran gewöhnen, dass sich im Alter niemand mehr für uns interessiert – nicht mal an Weihnachten. Ich hoffe ihr habt es schön da im Süden.

Die Eltern bei einem anderen Paar sind da nicht so tolerant. Weihnachten soll genauso gefeiert werden wie jedes Jahr. Das heißt. 8 Erwachsene und 6 Kinder reisen an und übernachten eine Woche (Silvester nehmen wir noch mit). Sie erwarten das perfekte Fest Gänsebraten, Frieden all inclusive. Aber es gibt auch noch seine Eltern und Geschwister und Nichten und Neffen. Die wollen besucht werden. Weil sie schon immer alle bei Mama gefeiert haben, ist es nicht denkbar wegen den Anderen von diesem Schema abzuweichen. Allein der Vorschlag, einen Tag dort hin zugehen löst großes Befremden aus. Jetzt haben wir extra den weiten Weg hierher gemacht, nur um Euch zu sehen und Ihr geht weg? Die Frage, ob die andere Familie nicht mal dazu kommen will, wird beantwortet mit; Muss es denn immer nach denen gehen? Das sehen wir nicht ein.

Doch nicht nur die Generation davor mischt mit. Auch die Kinder, Teenager und frisch verliebt, wollen ihre Liebsten mit am Tisch haben (Wir kennen uns doch schon 9 Tage es ist was Ernstes). Oder noch schlimmer, sie wollen außer Haus feiern ohne die Eltern.

Zu all diesen Dingen muss man eine Position finden und die ist nicht immer gleich.

Und wenn wie schon von Meinungen sprechen, was halten die Paare überhaupt von Weihnachten. Wie wichtig ist zum Beispiel Religion? Ist es für den Einen ein religiöses Fest mit Kirchgang und Besinnung, für den Anderen eher ein Fest der Familie oder gar Partytime, offenes Haus und Freunde?

Hier wird es nun wirklich weihnachtlich. Denn all diese Konflikte ermöglichen uns,

Liebe, Verständnis und Toleranz wirklich zu leben. Aber wie eigentlich?

VERSTÄNDNIS

Der Prozess des Verstehens beginnt mit Beobachtung und setzt sich fort mit Nachfragen. Der Prozess des Verstanden-werden-wollens braucht Wahrhaftigkeit. Also Sätze wie Weil das normal ist, weil es sich so gehört, weil jeder, den Du fragst das so macht müssen ersetzt werden durch mir persönlich ist das sehr wichtig.

LIEBE

Das uneingeschränkte Wohlwollen ist hier gefragt. Das bedeutet nicht, ich mache was Du willst. Es bedeutet, ich glaube daran, dass Du es gut mit mir meinst. Dinge, die ich blöd finde, sind nicht automatisch gegen mich gerichtet. Ich spreche nicht mit einem Feind.

TOLERANZ

Die Grundlage der Toleranz ist eine sehr banale Grundannahme. Nämlich die Menschen sind verschieden in ihrem Denken, Fühlen und Handeln. Paare bestehen aus Menschen deshalb Überraschung: auch bei Paaren ist das so.

Ok, also ich liebe meinen Partner, ich verstehe ihn, ich bin tolerant, aber muss ich jetzt an Weihnachten die ganze Sippe bis ans Ende meiner Tage ertragen? Wenn wirkliches Verstehen herrscht kommt es zu einer Gleichwertigkeit der Ansichten. Das heißt, nun kann verhandelt werden.


Bestenfalls entsteht ein Kompromiss. Das ist nicht immer möglich. Also muss einer nachgeben, der der weniger leidet. Der Andere schuldet ihm Dank, den er hatte kein Recht es zu verlangen. Je nach Größe des Opfers braucht es auch eine Wiedergutmachung des Opfers.

Ein zweites Problemfeld sind Geschenke. Nirgends gibt es so viele Missverständnisse wie bei Geschenken.

Würde man einem Teenager, der eine fünf in Französisch hatte, einen Gutschein für zehn Nachhilfestunden schenken, würde man wohl keine Freude ernten.
Warum? Das Signal ist Du sollst funktionieren, Du sollst anders sein.
Geschenke haben also eine Botschaft, die schwer wiegt, wenn es an etwas rührt, was zwischen den Betreffenden schwierig ist.

Doch was könnte zwischen Paaren schwierig sein?
 

  • ein Ehemann, der es hasst im Haus etwas zu reparieren, bekommt von seiner Frau eine Schleifmaschine geschenkt.

  • eine Frau, die daran zweifelt, ob sie von ihrem Mann noch als Frau oder nur noch als Versorgungsstelle angesehen wird, bekommt einen teuren Thermomix mit den Worten: da haben wir alle was davon Schatz.

  • Eine Frau, die durch die Wechseljahre mit ihrem Körper in Unfrieden gerät und kaum noch Sex will, weiß, dass ihr Mann darunter leidet. Sie hat ein schlechtes Gewissen, kann aber im Moment nicht anders. In dem Päckchen, dass er ihr schenkt , ist erotische Unterwäsche.
     

Aber auch Geschenke an Andere können für ein Paar zu Schwierigkeiten führen.
Halte ich es aus, wenn mein Mann zu einer Einladung seiner Eltern eine Flasche billigen Wein von der Tankstelle mitbringt? Fühle ich mich beschämt? Wie reagiere ich?

 

  • Ich stelle das vor seinen Eltern richtig, dass ER das gekauft hat und ich damit nichts zu tun habe.

  • Ich tausche die Flasche heimlich aus gegen eine, die ich vorher besorgt hatte.

  • Es gibt Krach, der damit endet, dass ich nicht mitgehe.

  • Er darf so etwas natürlich nicht selbst machen, weil er es nicht gut kann.
     

Alles ist möglich – hat aber natürlich auch Auswirkungen auf die Beziehung.
 

Sie sehen Weihnachten ist keine leichte Sache. Ich würde mich freuen, wenn Sie über die Beispiele ins Gespräch kämen und so Einiges außerhalb von Zeitdruck besprechen können.
 

Ihnen und Ihrer Familie ein frohes Fest

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